
𝗗𝗘𝗥 𝗦𝗖𝗛𝗔𝗧𝗧𝗘𝗡𝗦𝗣𝗥𝗨𝗡𝗚.
Ungezählte Male im Konflikt-Coaching erlebt:
Konflikte werden dann besonders schwer behandelbar, wenn sie sich schon eine lange Zeit "entwickeln" konnten oder durften.
Die aus meiner Erfahrung vehementeste Erkenntnis ist:
Der Volksmund mit seinem Kalenderspruch des "Ein mal drüber Schlafens" hat recht. Wenn mir heute etwas nicht geheuer ist und ich morgen noch immer mit einem flauen Gefühl im Bauch aufwache, muss ich etwas unternehmen.
Probate Mittel:
● Die Ich-Botschaft ("Ich bin unsicher, weil ich nicht weiß, wie ich die Situation einordnen soll") >>> Ich bleibe vor und hinter dem Komma auf meinem Feld.
● Die offene Frage ("Wie finden wir aus der Klemme wieder raus?") >>> Nicht: "Warum hast Du uns in diese Situation gebracht?" (= Verhörfrage) und auch nicht: "Hast Du eine Ahnung, wie schwer das alles grade für mich ist?" (= geschlossene Frage)
● Der Kompromiss (Ich gehe nach dem Leitgedanken "give to gain" vor, indem ich etwas gebe, damit ich etwas bekommen kann.)
All diese Methoden halten sich an das Prinzip, keine Sieger und keine Besiegten zu produzieren.
Die ultimative Königsdisziplin ist ein Zugang, den ich "𝗦𝗖𝗛𝗔𝗧𝗧𝗘𝗡𝗦𝗣𝗥𝗨𝗡𝗚" nenne.
Dabei bringt man im Sinne der beiderseitigen Handlungsfähigkeit ein Opfer, das auch vom "Gegner" als solches (an)erkannt wird.
Man reißt sich sozusagen etwas aus dem Herzen, von dem das Gegenüber weiß, wie schwer es dem "Gebenden" gefallen ist, dieses Opfer zu bringen.
In so gut wie allen bisher von mir betreuten Fällen hat dieser Sprung über den eigenen Schatten zu einer adäquaten Gegenreaktion und zu nachhaltigen neuen konstruktiven Verhaltensweisen geführt.
Die extrem seltenen Ausnahmen des Nicht-Gelingens lagen an katastrophalen charakterlichen Minderleistungen einer beteiligten Person und damit war ohnehin jede Chance auf Lösungsarbeit verbaut.
Mir geht es bei diesem Beitrag ausdrücklich nicht um moralinsaure Betulichkeit.
Sondern um eine Ermutigung, das eine oder andere Mal den "Schattensprung" zu wagen, um eine Plattform des Minimal-Konsenses zu zimmern, die stabil genug ist, den Attentaten der Intoleranten und Illiberalen standzuhalten.
Denn ohne diese Plattform wird uns allen der Boden der Humanität unter den Füßen wegbrechen.
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