Land of thousand tunnels.

Oder: 4 (vier) Fähren an 1 Tag.
Oder: 4 (vier) Fähren an 1 Tag.

Eigentlich wollte ich heute die gefühlt ungezählten bis unzählbaren Tunnels würdigen, die von genialen Techniker*innen und unermüdlichen Arbeitern (aller Wahrscheinlichkeit nach Männer) mit ihren Maschinen und Krampen durch die Berge Norwegens gegraben wurden. Es ist wirklich unglaublich, was einem da geboten wird. 

Wir haben aufgehört, mitzuzählen, wie oft wir schon in den Eingeweiden der Granit-Monster verschwunden sind, nur um noch öfter gleich danach die nächste Reise in die Finsternis anzutreten. 


Immer wieder werden wir von den Baukünsten fasziniert, die oft genug die Stollen sogar abschüssig in die Berge treiben, um uns nach etlichen Kilometern wieder ins Freie zu entlassen, wo sogar andere Wetterlagen auf uns warten. 

Die Norweger*innen sind offensichtlich so stolz auf ihre Tunnel, dass sie uns nun schon mehrfach gewagte Überholmanöver mitten im Berg vorführten und vielleicht ein bisschen enttäuscht waren, dass unsere vor Schreck schweißnassen Hände nicht zum Applaudieren zusammenklatschten. 

Das alles wäre einen noch viel längeren Text wert gewesen, wenn nicht heute gute 8 Stunden Autofahrt von Bergen nach Alesund hinter uns lägen. 


Die Reise führte uns recht schnell in eine Landschaft, die man eigentlich nicht Land-schaft nennen sollte, weil ein sehr großer Teil der Fahrt direkt neben dem europäischen Nordmeer verlief mit vielen Kilometern von Fjorden, die man in ihrer Pracht kaum beschreiben kann. Und das an einem verhangenen Tag, an dem nebeliger Dunst über dem Wasser lag. Das Wasser mit einer glattgehauchten petrolblauen Oberfläche, in die man nicht wagt, eine Hand einzutauchen, um die majestätische Ruhe nicht zu stören. 

Daneben fast schon das normale Grundrauschen der Fossen (der unfassbar schönen Wasserfälle, die aus schwindelnder Höhe ihre Gischt in die Fjorde ergießen) - vor einer Woche noch Grund genug, um nochmals umzudrehen, jetzt die gewohnte Kulisse. 


Je weiter nördlich wir kamen, umso selbstverständlicher wurden auch die Fähren. 

Ich bin noch nie im Leben 4 mal an einem Tag mit Fähren gefahren. Bis heute. Die Fähren sind ganz normale Überbrückungen zwischen den vielen bewohnten Inseln und Halbinseln, die vom Zufall zerspragelt im Wasser liegen und wo man mit dem Brückenbau ja gar nicht nachkäme. Die Fahrten haben auch nichts gekostet. Man fährt auf diese schwimmenden Riesen-Plattformen, neben und hinter einem schwere LKW mit Anhängern und kommt aus dem Wundern nicht raus, warum wir nicht alle ratzfatz absaufen. 


Nach ungezählten Tunneln und 4 Fähren-Fahrten sind wir nach 8 Stunden im Batterie-Rudi in einem Vorort von Alesund angekommen, wo unser Häuschen schon auf uns gewartet hat. Anfangs haben wir nach dem Juwel unserer Wohnung in Bergen ein bissi gefremdelt, aber nach dem Auspacken, Duschen und Abendessen sind wir auch hier schon ziemlich heimisch geworden. Morgen schauen wir uns auf jeden Fall einmal die Stadt an. 


Vielleicht wundern sich treue und ausdauernde Leser*innen schon, warum wir noch gar nicht viel über die Menschen hier geschrieben haben. Oder auch über den Unterschied zwischen Schweden und Norwegen. Kommt noch.

Ein erster Gruß aus der Beobachter-Küche:

Die Norweger, die wir bisher getroffen haben, waren ausnahmslos freundliche und zuvorkommende Leute (bis auf das kleine A..., das uns um unseren Aufladeplatz bescheißen wollte 😊). 

Über diese sehr oberflächliche Beobachtung hinaus kann man noch immer nicht viel sagen, weil man einfach in den sehr schwach besiedelten Gegenden nur wenige Menschen trifft.

Apropos Gegend: Eins ist fix - die norwegische Landschaft ist um ein Vielfaches rauer, zerklüfteter, größer, ja sogar unerbittlicher, als die schwedische. 

Immer wieder bleibt einem der Atem stehen bei der rohen optischen Gewalt, die von so einem über tausend Meter aufragenden Granit-Ungetüm ausgeht, auf dem sich nur mit Mühe ein bisschen Moos oder ein unermüdlich kerzengrade zum Himmel aufragender Baum halten kann. 

Was so eine Kulisse mit den Menschen macht, die sich in ihr bewegen, ist nach dem bisherigen Verlauf unserer Reise kaum einzuschätzen. 

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